Keine Förderung für Antifeminist*innen!

Am 05.12. fand die Gleichstellungskonferenz der Jusos Oberbayern statt. Das Thema war Antifeminismus – und könnte jetzt kaum aktueller sein.
Im Bundeshaushalt 2021 ist im Etat für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Geld für den Verein „Forum Soziale Inklusion“ vorgesehen – genauer 400.000€. Das, obwohl der Verein Standpunkte der sogenannten Männerrechtsbewegung vertritt und sich mit anderen antifeministischen Gruppen umgibt. Dieses Ereignis bietet uns die Möglichkeit, uns mit dem Phänomen der Männerrechtler*innen zu beschäftigen.

 

Was sind Männerrechtler*innen?

Der Feminismus hat Gegner*innen, seit es ihn gibt. Kampf gegen eine Gesellschaft, in der einzelne Gruppen Privilegien genießen, erzeugt Gegner*innenschaft in diesen Gruppen – das ist wenig verwunderlich.

In den vergangenen Jahren haben sich hier neue Gruppen gebildet: die sogenannten Männerrechtler*innen. Deren Ansicht ist, dass Männer in der heutigen Gesellschaft benachteiligt sind. Damit verbunden ist konsequenterweise der Kampf gegen Emanzipation und Feminismus. Privilegien sollen gegen Strömungen durchgesetzt werden, die sich für Gleichberechtigung einsetzen.

Hierbei bedient sich die Bewegung gezielter Gewalt gegen Andersdenkende, charakteristisch ist hier die sogenannte „Hate speech“, das Überziehen der Gegner*innen mit Hass und Hetze. Auch vor expliziten Drohungen mit körperlicher Gewalt schrecken viele nicht zurück.
Das Ziel ist hierbei, Andersdenkende einzuschüchtern und aus dem Diskurs zu drängen – auch um das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe zu verstärken.

Unter dem Titel „Die antifeministische Männerrechtsbewegung“ hat sich ein Forscher*innenteam für die Heinrich-Böll-Stiftung mit eben dieser Bewegung auseinandergesetzt. Einen Fokus setzt die Ausarbeitung auch auf die Verbindung zwischen Männerrechtler*innen und der rechten Szene.

Das hängt mit ähnlichen Vorstellungen zu Geschlechterrollen zusammen: In der Volksgemeinschaftsideologie ist der Mann der Kämpfer für den Erhalt der Nation, die Frau bleibt bei den Kindern und nimmt vollständig die Mutterrolle ein. Derartige Weltbilder finden sich auch bei vielen rechten Bewegungen wie der Fidesz in Ungarn und der PiS in Polen wieder und verdeutlichen die Überschneidungen mit der Ideologie der Männerrechtler*innen. Diese Verbindungen blieben auch innerhalb der Szenen nicht unbemerkt und wurden zur Vernetzung genutzt. Es ist daher wenig verwunderlich, dass beispielsweise die AfD von „Gender-Gaga“ oder ähnlichem spricht und so gezielt Kampfbegriffe der Männerrechtsbewegungen übernimmt.

 

Der Verein „Forum Soziale Inklusion“

Beim „Forum Soziale Inklusion“ (FSI) handelt es sich um einen eingetragenen Verein (e.V.). Dieser spricht zwar von Gleichbehandlung von Männern und Frauen, wird aber von Expert*innen als antifeministische Vereinigung angesehen. „Die [das FSI] wollen in der
Öffentlichkeit nicht als antifeministisch betrachtet werden. Aber sie sind es.“, sagt Andreas Kemper, Mitbegründer des Portals „Agent*in“ in der taz.
Dabei nimmt der Verein klassisch-antifeministische Denkweisen auf und beklagt beispielsweise eine „Vernachlässigung“ der Nöte von Männern und Jungen durch die Bundesregierung. Im Jahr 2015 organisierte das FSI den Kongress „Gender Revisited“, bei dem unter anderem die Organisation „MANNdat“ vertreten war, die als antifeministische eingestuft wird und sich auch selbst als „feminismuskritisch“ beschreibt.

Beim FSI handelt es sich also um eine Organisation, die in ihrem Inneren eine zutiefst antifeministische Grundhaltung trägt, nach außen hin aber versucht, gesellschaftlich akzeptabel aufzutreten. Hier liegt auch die Gefahr dieser „Avantgarde des Antifeminismus“.

 

Wie mit dem Ganzen umgehen?

Zunächst: Mit Antifeminist*innen arbeitet man nicht zusammen! Das propagierte Weltbild ist eine Gefahr für ein gleichberechtigtes und demokratisches Zusammenleben. Das heißt damit auch, dass es keine staatlichen Förderungen für Organisationen wie das FSI geben darf.

Das Problem liegt allerdings tiefer, denn die Punkte, an die Männerrechtler*innen anknüpfen, sind gesellschaftlich sicher verankert. Die Ablehnung des Feminismus in konservativen und bürgerlichen Kreisen ist dafür ein Paradebeispiel.
So überrascht es nicht, dass die Förderung des FSI im Bundeshaushalt von einem Abgeordneten der CSU verteidigt wurde.

Auf lange Sicht – zu diesem Schluss kommt auch die Ausarbeitung der Heinrich-Böll-Stiftung – ist gesellschaftliches Engagement für Gleichberechtigung nötig, um derartigen Bewegungen nachhaltig den Rückhalt zu entziehen. Mit unserer feministischen Arbeit, wie im Rahmen der Gleichstellungskonferenz, wollen wir genau darauf hinwirken.

Autor*in
Reka Molnar
stellv. Vorsitzende der Jusos Oberbayern
Autor*in
Raul Würfel
JSAG-Vertreter im Bezirksvorstand
Autor*in
Magdalena Wagner
Vorsitzende der Jusos Oberbayern
Diesen Beitrag teilen