Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen

Seit fast 30 Jahren ist der 25.11. kein normaler Tag, sondern ein – inzwischen weltweiter – Aktionstag. Feminist*innen und Menschenrechtsorganisationen setzen gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. 

Damit gemeint ist jede Art von Gewalt gegen Frauen: Gewalt in Ehe und Familie, Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung, Zwangsprostitution als offensichtliche Ausprägungen von Gewalt, aber ebenso psychische Gewalt wie Kontrolle und Abwertung und auch Dinge, die vielleicht nicht jede Person sofort als Gewalt identifizieren würde, zum Beispiel frauenfeindliche Witze oder Anmachversuche wie das sogenannte Catcalling. 

Als Catcalling werden übergriffige, meist sexuell aufgeladene Kommentare bezeichnet, die fremde Männer gegenüber Frauen in öffentlichen Räumen tätigen. Dazu gehört zum Beispiel auch Hinterherpfeifen auf der Straße. Eine solche Anmache hat fast jede Frau schon einmal erleben müssen. 

Auch die Zahl der Frauen, die bereits häusliche Gewalt erfahren mussten, ist hoch: Beinahe jeden dritten Tag ermordet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Rund jede dritte Frau berichtet, mindestens einmal seit dem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt zu haben. 2019 waren offiziell knapp 115 000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, wobei hier nur die Fälle gezählt werden können, die zur Anzeige gebracht worden sind. . Während der Covid-19-Pandemie sind die Fälle, laut Angaben des Hilfetelefons “Gewalt gegen Frauen” und der Bundespsychotherapeutenkammer, noch einmal deutlich angestiegen. 

Gleichzeitig ist es für Frauen noch schwieriger geworden, Hilfe zu bekommen, da sie viel weniger Möglichkeiten haben, sich unbemerkt ihren Freund*innen oder anderen Personen anzuvertrauen. Hinzu kommt, dass es in ganz Deutschland zu wenig Schutzplätze in Frauenhäusern gibt. Nach der sogenannten Istanbul-Konvention – ausgeschrieben “Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt” – sollte es in Deutschland über 20 000 Frauenhausplätze geben. Tatsächlich gibt es nur knapp 7000. Vor einem Jahr forderte Familienministerin Franziska Giffey deshalb perspektivisch einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus. Doch dies darf nicht nur ein perspektivisches Ziel sein – die Frauenhausplätze müssen jetzt massiv ausgebaut werden, sodass jede Frau, die Hilfe benötigt, diese auch erhält. Ebenso müssen Beratungsangebote, wie Frauennotrufe, auf- und ausgebaut werden. 

Bei der Bezirkskonferenz im Frühjahr haben wir Jusos Oberbayern zum Beispiel außerdem beschlossen, dass in öffentlichen Institutionen niedrigschwellig Beratungs- und Beschwerdeangebote eingerichtet werden sollen. Im Bereich der Beratung und Therapie braucht es neben adäquaten Angeboten für betroffene Frauen auch Unterstützung für betroffene Kinder und Jugendliche. Häufig leben Kinder, die in der Kindheit Gewalt erfahren oder ansehen mussten, Gewalt auch in eigenen Paarbeziehungen aus. Hier braucht es ausführliche Präventionsprogramme. Ebenso muss es, um Gewalt gegen Frauen zu beenden, Therapieprogramme für gewalttätige Männer geben. 

Wenn Männer Gewalt gegen Frauen ausüben, dann ist das immer auch ein Mittel, die Frau zu unterwerfen und zu beherrschen. Solange wir also von Gleichberechtigung noch weit entfernt sind und in einem Patriarchat leben, in dem Männer Frauen dominieren, so lange werden weiterhin Frauen Gewalt erleben müssen. Das Patriarchat ist strukturell gewaltfördernd. Der Kampf gegen Gewalt an Frauen ist also auch ein Kampf gegen das Patriarchat. Wir Jusos haben es in der Vergangenheit getan und wir werden es weiter tun: Wir kämpfen dafür, dass Gewalt gegen Frauen endet. Wir setzen uns privat im Ehrenamt und als Verband politisch dafür ein, dass Frauen nicht mehr zu Opfern werden und Männer nicht mehr zu Tätern. 

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